Über die beschissenste Zeit des Monats

Eigentlich hätte ich einige Ideen für andere Texte und Beiträge, aber etwas anderes dominantes, monatlich Wiederkehrendes drängt sich auf: Meine Periode.

Menschen, die mich kennen, würden mich wohl als freundliche, fröhliche, humorvolle, sanftmütige und ausgeglichene Person beschreiben. Das ändert sich jedoch, sobald die rote Welle anrollt.

Etwa eine Woche bevor ich meine Tage bekomme, merke ich wie mein Energielevel abnimmt. Ich ertrage grosse Menschenaufläufe noch weniger als sonst und frage mich permanent, warum Person X und Y im Zug so nahe bei mir stehen müssen. Ich reagiere empfindlicher auf Lärm, Licht und Gerüche. Ein bisschen so wie ein Vampir. Super Voraussetzungen, wenn man jeden Tag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fährt. Danke an diejenigen, die Noise-Cancelling-Kopfhörer erfunden haben. Ihr macht mein Leben so viel besser!

Ein bis zwei Tage bevor meine Blutung dann einsetzt, wirds richtig mühsam. Ich fange an, alles was ich tue und alles was ich cool finde zu hinterfragen. Alles ist irgendwie scheisse und ich habe keinen Bock mehr darauf und es macht doch alles keinen Sinn. Was tue ich hier und keiner liebt mich.

Foto von Nik auf Unsplash

Zusätzlich dazu erwacht in mir ein innerer Drache, der sowohl meinen Körper massiv anheizt und zu unerwartet heftigen Schweissausbrüchen führt und sämtliche Wut in mir hervorruft, die ich je gefühlt habe im Leben. Mein Hirn spielt natürlich mit, indem es mich all die Situationen nochmal geistig durchgehen lässt.

Und wenn dieser Psychoterror, genannt PMS für (Prämenstruelles Syndrom) dann ein Ende findet, wenn die Blutung dann einsetzt, dann geht der Spass erst richtig los.

Denn vom „pain in the brain“ gehts dann directly zum „pain in the uterus“. Und diese Schmerzen wünsche ich niemandem. Es fühlt sich in etwa an als würde jemand seine Daumen links und rechts unterhalb der Hüftknochen Richtung Körpermitte so richtig doll in den Bauch reindrücken und für zwei Tage nicht mehr damit aufhören. Dieser Schmerz sorgt jeweils dafür, dass ich mich am liebsten hinlegen würde und zwei Tage nicht mehr aufstehen möchte, weil es so weh tut. Der Schmerz wird begleitet von Übelkeit, allgemeinem Unwohlsein, Schweissausbrüchen und Müdigkeit. Kürzlich habe ich gehört, dass Periodenschmerzen vergleichbar sind mit Schmerzen bei einem Herzinfarkt. Bei einem Herzinfarkt fährt man ins Krankenhaus. Bei Periodenschmerzen nehme ich eine oder mehrere Schmerztabletten und fahre zur Arbeit. Finde den Fehler.

Foto von Sora Shimazaki auf Pexels

Nebst dem Psychoterror, der Blutung und den Schmerzen kommen körperliche Eigenschaften hinzu wie Pickel im Gesicht, schnell fettende Haare und Haut, Blähbauch, ein generelles aufgedunsenes Gefühl und der unstillbare Heisshunger auf Süsses und Schokolade.

Und dann kommen noch die Leute dazu, die Dinge zu mir sagen wie: „Warum bist du eigentlich immer so scheisse, wenn du deine Tage hast? Du bist dann immer so übel gereizt!“ Und diese Aussagen kamen bisher ausschliesslich von Männern. Fühl mal, was ich fühle und dann reden wir weiter. Wenn du keinen Uterus hast, einfach mal die Fresse halten.

Nach etwa einer Woche ist der ganze Spuk dann auch wieder vorüber und mein Hormonspiegel pendelt sich wieder auf einem normalen Level ein.

Bis dahin: Kommt in Frieden und ihr habt nichts zu fürchten. Ansonsten bekommt ihr mein Drachenfeuer zu spüren.

Foto von Carlos Cram auf Unsplash

Foto von Erica Nilsson auf Unsplash

Hinterlasse einen Kommentar

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten